von Hagen Späth
Die Reise kann ins Mittelalter gehen oder nach Ägypten in die Zeit der Pharaonen und des Pyramidenbaus. Durch die Reise können wir zum tibetischen Mönch werden oder zur Wäsche waschenden Magd. Immer jedoch führt uns die Reise, die uns Sibylle Kannmacher auf ihrem gemütlichen orangefarbenen Sofa anbietet, in unser Innerstes, in Vorstellungen und Bilder, die wir in unserem Kopf entstehen lassen. Diese Bilder und Beschreibungen nutzt die Therapeutin, um Probleme zu lösen und Ursachen für Krankheiten zu finden. Dabei ist es völlig unerheblich, ob wir an frühere Leben, an Seelenwanderung und Reinkarnation glauben oder nicht.
Sibylle Kannmacher hat sich über die Jahre eine ganz eigene Methode der Therapie erarbeitet. Ihre Reinkarnationstherapie stützt sich auf das Ursache-Wirkungs-Prinzip. „Wo eine Wirkung ist, muss auch eine Ursache sein. Wird die Ursache erkannt, kann sich die Wirkung auflösen“, sagt sie. Bei der Suche nach dem Ursprung einer Beschwerde oder eines Problems bleibt sie nicht in der Kindheit stehen, sondern bezieht auch die Zeit im Mutterleib oder in früheren Leben ein. „Es gibt Themen, die sind mitgebracht“, ist die Therapeutin überzeugt. Für sie sind Seelenwanderungen ein Fakt. Sie glaubt, dass jeder von uns schon eine ganze Reihe von Leben in früheren Zeiten gelebt hat und dass wir uns an diese Leben erinnern können.
Ihre Klienten brauchen diesen Glauben nicht.
Für die Therapie ist es völlig unerheblich, ob die Erinnerungen oder Erlebnisse, die sich als Bilder im Kopf abspielen, real waren oder nicht, ob man an ein Leben vor dem Tod glaubt oder nicht. „Man muss nur offen sein für Gefühle und Vorstellungen“, sagt Sibylle Kannmacher. Ob das nun Realität war oder Phantasie ist, spielt überhaupt keine Rolle. „Wie bei jeder Therapie geht es darum, Blockierungen zu lösen und zu schauen, wo die Schwierigkeiten herkommen.“ Durch das Bewusst-Werden können traumatische Erlebnisse aufgehoben werden. Durch die Rückführung können Blockaden gelöst werden, die aus Entscheidungen resultieren, die wir früher getroffen haben und die heute immer noch auf uns einwirken. Die Menschen auf diesem Weg zu begleiten, darin sieht die Therapeutin eine ihrer Aufgaben in diesem Leben: „Ich bin hier, um Menschen zu helfen sich daran zu erinnern, wer sie wirklich sind.“
Sibylle Kannmacher hat in Marburg und Freiburg Biologie studiert. Neben der naturwissenschaftlichen Ausbildung hat sie sich aber immer schon für die geistige und seelische Seite des Menschen oder psychotherapeutische Ansätze interessiert. Sie hat Fortbildungen besucht und ist auf die Themen Kindheits- und Geburtstraumen gestoßen, schließlich auf die Reinkarnationstherapie.
1985 machte sie sich selbstständig, gab Kurse an der Volkshochschule und begann mit Einzeltherapien. Sie absolvierte eine Ausbildung zur Heilpraktikerin für Psychotherapie und zur Persönlichkeitstrainerin. Seit vielen Jahren unterhält sie eine Praxis in Freiburg.
Die Gründe, warum die Menschen eine Rückführung bei ihr machen, sind vielfältig. Die allermeisten Menschen kommen mit körperlichen oder seelischen Beschwerden, mit Ängsten oder Phobien. Andere klagen über Probleme in der Beziehung oder im Beruf oder spüren Lebensmuster, die sie behindern.
Jede Rückführung beginnt mit einem einführenden Gespräch, in dem besprochen wird, welches Problem angegangen werden soll. Ein Ziel wird formuliert, das den Leitgedanken für die folgende Therapiestunde ist. Dann klärt die Therapeutin ihre Klienten darüber auf, wie sie vorgeht.
Die Rückführung selbst findet in entspannter Atmosphäre statt bei vollem Bewusstsein des Klienten. „Der Klient ist sich über alle Bilder und Emotionen voll bewusst“, sagt die Therapeutin. Während der Reise in die Vergangenheit befindet sie sich in ständigem Dialog mit ihm. Ihre Fragen führen ihn von Bild zu Bild und von Zeit zu Zeit. Die Erfahrung hat sie gelehrt, dass das Unterbewusstsein immer nur soviel Erlebtes frei gibt, wie der Klient verarbeiten kann. „In uns selbst finden wir Fragen und Antwort, Probleme und Lösungen. Unsere früheren Leben dienen in diesem Sinn als Projektionsfläche für das Unbewusste.“ Zum Abschluss der Rückführung lässt sie den Klienten selbst die Schlüsse aus den Bildern und Emotionen ziehen. Oder die Schlussfolgerungen aus dem Gesehenen und innerlich Erlebten werden gemeinsam erarbeitet.
„Die Reinkarnationstherapie ist mehr als die bloße Rückführung in frühere Leben. Sie ist eine unvergleichliche Reise zu sich selbst“, sagt die Therapeutin, die von sich selbst sagt, von der Ausbildung her lange Zeit eine absolute Naturwissenschaftlerin gewesen zu sein. Erst über die eigene Rückführung und die Lösung ihrer Rückenprobleme dadurch sei sie zur Reinkarnationstherapie und zum Glauben an die Seelenwanderung gekommen. Von dieser Reise zu sich selbst haben schon viele ihrer Klienten profitiert.
„Einige von ihnen sind hier richtig hinaus geschwebt“, sagt sie schmunzelnd.